Mina

"Als er mein klares Nein ignorierte, mich festhielt und auszog, hatte ich ihm körperlich wenig entgegenzusetzen. dafür schrie ich so laut und viel ich konnte."


 

Der ersten versuchten Vergewaltigung entging ich mit 18. Knapp. Ich war auf Abschlussfahrt, die Abiprüfungen lagen hinter mir und dann verlor ich meine Freund*innen in einem spanischen Club. Ich lernte jemanden kennen, war betrunken, ging mit, um nicht allein mein Hotel suchen zu müssen. Er war (angeblich) Soldat oder ehemaliger Soldat und erzählte mir schlimme Geschichten aus dem Krieg, obwohl ich davon nichts hören wollte. Als er mein klares Nein ignorierte, mich festhielt und auszog, hatte ich ihm körperlich wenig entgegenzusetzen. Dafür schrie ich so laut und viel ich konnte und schließlich traten seine Freunde die Tür ein und schlugen ihn nieder. Im letzten Moment. Im Nachhinein bin ich ihnen sehr dankbar.

 

Die zweite versuchte Vergewaltigung ging von einem Freund meines damaligen Partners aus. Ich war 24. Wir hatten getrunken, gekifft, und mir wurde speiübel. Ich erbrach mich in dem winzigen WC einer Bar (der Stammkneipe meines Partners und dessen Bekannten). Plötzlich stand sein Freund hinter mir und begann mich anzufassen. Während ich kotzte. Ich war perplex und begriff nicht, was passierte. Außerdem war ich auf meine Übelkeit fixiert. Es war so eng, dass ich mich kaum umdrehen konnte und absurderweise dachte ich, dass die beiden Männer doch Freunde seien und ich keinen Streit provozieren sollte. Ich wollte keinen “Wind machen”, nicht auffallen, keinen Stress hervorrufen und bat ihn leise, aufzuhören. Ich war nett zu ihm und redete auf ihn ein, statt mich vernünftig zu wehren. Es dauerte etwas, bis ich den Ernst der Lage begriff und erst dann konnte ich ihn mit Gewalt aus dem WC stoßen. Als mein damaliger Partner mitbekam, was passierte, fragte er mich, ob er den anderen schlagen solle. Völlig überfordert sagte ich, dass es schon gut sei. Nachdem ich mich gefangen hatte und die Bar verließ, packte ich den Beinahe-Vergewaltiger am Hals, drückte ihn gegen die Wand und zischte, das er so etwas nie wieder tun solle. Über meine verspätete Reaktion bin ich sehr froh, denn es wäre schwierig für mich, zu wissen, dass ich mich nicht gewehrt haben könnte. Schlussendlich schob der Typ alles auf die Drogen und mein Partner blieb weiterhin mit ihm befreundet.

 

Liebe Menschen, die ihr möglicherweise jemals einer ähnlichen Situation entgegensteht. Seid vorbereitet, habt keine Hemmungen euch zu wehren. Schlagt, tretet, kratzt, beißt, verteidigt euer Recht auf Unversehrtheit und kümmert euch nicht um die Außenwirkung.

 

Und wenn ihr zu überfordert, überrascht oder einfach nicht in der Lage seid, euch zu wehren: Euch trifft keine Schuld. Dann ging es in dem Moment nicht anders. Aber wehrt euch im Nachhinein, lasst Spuren sichern, besteht auf Polizei, schnellstmöglicher fachärztlicher Untersuchung und einer Anzeige.

Und lasst euch nichts anderes einreden.